Mittelbayerische Zeitung: Brandgefahr

Ein Anschlag gegen den saudischen Botschafter
auf US-amerikanischem Boden, verübt in iranischem Auftrag, mit
vielleicht zahlreichen zivilen Opfern – ein Horrorszenario. Aber: Die
Hintergründe sind noch unklar, und deswegen sind die Anschuldigungen
an die iranische Staatsführung auch gefährlich – wenngleich nicht
abwegig. Es ist möglich, dass der Auftrag zum Mord aus den höchsten
Ebenen in Teheran stammt. Aber das ist eben nicht sicher. Bis das
geklärt ist, sind Vorverurteilungen nicht angebracht, weil
vorschnelle Handlungen fatale Folgen hätten in einer Region, in der
ohnehin vieles unsicher ist – und das nicht erst seit dem Umsturz in
Ägypten oder den Unabhängigkeitsbestrebungen der Palästinenser in
Israel. Ein militärisches Eingreifen gegen den Iran, wie ihn
Scharfmacher in den Staaten fordern, verbittet sich vorerst. Zu groß
ist die Gefahr eines Flächenbrandes, ganz abgesehen davon, dass sich
die USA rein finanziell derzeit keinen weiteren Krieg leisten
könnten. Sicher ist in jedem Fall, dass der anlaufende
Präsidentschaftswahlkampf in den USA nun um ein neues Thema erweitert
wird. Bislang ging es in den Debatten der möglichen republikanischen
Präsidentschaftskandidaten vor allem um die zahlreichen
innenpolitischen Probleme der USA unter Obamas Führung. Gelingt es
dem Präsidenten, die Krise mit dem Iran entschieden, aber überlegt
anzugehen, dürfte ihm das einen Vorsprung bringen. Und den könnte er
dringend brauchen.

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