Mittelbayerische Zeitung: Inkonsequent Kommentar zu Seehofer

Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer
ist bekannt dafür, dass er genauso gut austeilen wie einstecken kann.
Jetzt hat er wieder einmal ausgeteilt. Ordentlich. Gegen seinen
Finanzminister Markus Söder. In dessen Heimatzeitung. Der sei „von
Ehrgeiz zerfressen“, habe „charakterliche Schwächen“ und leiste sich
„zu viele Schmutzeleien“. Schwere Geschütze. Dass Seehofers
Breitseite zu Unrecht abgefeuert wurde, wird wohl niemand ernsthaft
behaupten, der Söder auch nur halbwegs kennt. Nur: Wenn der
Ministerpräsident über die Schattenseiten seines
Möchtegern-Nachfolgers schon so genau Bescheid weiß, wieso hat er ihn
dann erst im vergangenen Jahr vom Umwelt- in das doch erheblich
bedeutendere Finanzressort befördert? Und wenn er über ihn
tatsächlich so denkt, wie er es in dem Interview geäußert hat, wieso
wirft er ihn nicht hochkant aus dem Kabinett? Darauf, dass Söder nach
dem verbalen Frontal-Angriff von sich aus – beleidigt oder einsichtig
– den Rückzug antritt, kann Seehofer jedenfalls nicht hoffen. Er
kennt ja die Charakterzüge seines Ministers.

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