von Christian Kucznierz, MZ
Es heißt, in Brandenburg könne man einen Besenstiel aufstellen, er
würde gewählt, sofern nur „SPD“ darauf stünde. Das wird dem nun aus
dem Amt scheidenden Ministerpräsidenten Matthias Platzeck nicht
gerecht. Im Gegenteil ist es eher so, dass es viel zu viele
Besenstiele in den Parteien gibt, aber zu wenig Politiker, die
Qualitäten mitbringen, die Matthias Platzeck so beliebt gemacht
haben: volksnah, unprätentiös und, wie sich nun einmal wieder zeigt,
ehrlich zu sich selbst. Wie beliebt Platzeck war, zeigte sich daran,
dass er als möglicher Kanzlerkandidat für die Zeit nach Gerhard
Schröder gehandelt wurde. Und als Franz Müntefering den Posten des
SPD-Bundesvorsitzenden hingeschmissen hatte, wurde Matthias Platzeck
SPD-Chef – mit 99,4 Prozent. Wie jetzt, so spielte seine Gesundheit
damals einfach nicht mit. Und er selbst stand und steht dazu. Dieses
Maß an Ehrlichkeit ist eine seltene Qualität in seinem Beruf.
Platzecks Rücktritt zeigt, dass Politik nicht der bequeme Job ist,
für den viele ihn halten, sondern dass er ein hohes Maß an
Selbstaufgabe und Selbstzerstörung bedeuten kann. Platzecks
Entscheidung verdient allerhöchsten Respekt.
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