Da hat sich die Deutsche Bahn wohl zu früh
gefreut. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas hat gestern gezeigt, dass
er den Konzern nicht so schnell vom Haken lassen wird. Zwar hat der
Kommissar seine ursprüngliche Forderung nach Zwangsentflechtung von
Netz und Schiene fallenlassen. Doch was nun kommt, ist im Grunde
nichts anderes als die Abtrennung beider Sparten. Die Bahn muss die
Struktur ihrer Holding komplett umbauen. Ob auf der Autobahn oder in
der Luft: Grenzenloser Verkehr ist in Europa tatsächlich möglich. Nur
wer mit der Bahn ins Nachbarland reist, bekommt das Fehlen eines
Binnenmarktes noch zu spüren. Aufgeregt verteidigen die Platzhirsche
wie die Deutsche Bahn oder die französische SNCF ihre Pfründe. Die
Leidtragenden sind die Kunden: Teilweise sind auf denselben Strecken
nicht einmal die Tickets austauschbar. Mit diesem nationalen
Protektionismus muss endlich Schluss sein. Einsehen muss das auch die
Bahn. Schließlich will sie nur allzu gern die Netze im Nachbarland
benutzen. Dann muss sich der Konzern aber auch dazu bereiterklären,
das eigene Schienennetz für Wettbewerber zu öffnen. An der
langfristigen Abtrennung von Netz- und Bahnbetrieb führt in einem
grenzenlosen Europa kein Weg vorbei. Ob dies durch das gestern
präsentierte Bahnpaket geschafft wird, bleibt abzuwarten. Die
Bundesregierung hat keinen Zweifel daran gelassen, dass sie sich vor
ihren Bahnkonzern stellen wird. Autorin: Hanna Vauchelle
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