Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Nichtraucherschutz

Mehr Risiko!

Die Deutschen glauben, freier zu sein als alle Generationen davor.
Das stimmt. Wir dürfen unsere Regierung kritisieren. Wir dürfen uns
kleiden, wie wir wollen. Wir dürfen lieben, wen wir wollen.
Gleichzeitig wird uns vorgeschrieben, wie wir leben sollen. Zu
unserem Besten! Zum Schutz der Mitbürger! Raucher bekommen das
besonders zu spüren. Als elftes Gebot gilt: Du sollst nicht rauchen.
Um einem Missverständnis vorzubeugen: Kaum etwas ist vernünftiger als
Nichtraucherschutz. Nur: Muss man Rauchern das Leben so schwer wie
möglich machen? Es wird argumentiert, dass ein Raucher die
Allgemeinheit belastet. Die Solidargemeinschaft müsse die Behandlung
seiner Krankheiten zahlen. Tatsächlich führen sich solche Rechnungen,
wenn man sich darauf einlässt, selbst ad absurdum. Denn der Raucher,
der früher stirbt, als die Statistik es vorsieht, spart seiner
Rentenversicherung Geld. Wenn das Rauchen in der eigenen Wohnung mit
Vorschriften belegt wird, dann geht es nicht darum, der Allgemeinheit
Geld zu sparen. Es geht um die Idee vom richtigen Leben. Es geht
darum, ein angeblich richtiges Verhalten durchzusetzen. Ein Gedanke
herrscht: der Gedanke möglichst vollständiger Risikovermeidung, wobei
die Entscheidung über Risiken Sache des Staates ist. Der Preis ist
ein Verlust persönlicher Freiheit. Zumindest zu Hause sollte jeder
die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, was er riskiert – auch den
Verlust der persönlichen Freiheit wegen Nikotinsucht.

Von Christine Strasser, MZ

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