Erst hatten sie kein Glück und dann kam auch
noch Pech dazu. Wäre dieses Bonmot nicht bereits für den Fußball
vergeben, es passte wunderbar auf das Pleiten-Pech-und-Pannen-Projekt
des Berliner Großflughafens BER. Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn
fordert nun schlappe 1,1 Milliarde Euro zusätzlich. Allerdings sind
die eingereichten Unterlagen der Flughafengesellschaft löchrig wie
ein Schweizer Käse. Einen detaillierten Bau- und Finanzplan hat der
einstige Bahn-Boss immer noch nicht vorgelegt. Vor diesem Hintergrund
ist es nur verständlich, dass die Haushälter des Bundestages auf die
Barrikaden gehen. Sie wollen sich, sehr zu Recht, nicht von Mehdorn
auf der Nase herumtanzen lassen. Es geht um viel Geld der
Steuerzahler, das zusätzlich im märkischen Sand zu versacken droht.
Eigentlich sollten bereits 2011 die ersten Maschinen vom BER abheben.
Dann verlegte man die Eröffnungsfeier auf Juni 2012. Sogar die
Bundeskanzlerin war bereits eingeladen worden. Doch knapp vier Wochen
vor der Eröffnungsparty mit viel Prominenz und Höhenfeuerwerk kam an
die Öffentlichkeit, dass die Brandschutzanlage nicht in Ordnung sei.
Hinzu kamen haarsträubende Mängel mit Signalleitungen. Die mehr oder
weniger gravierenden Fehler und Mängel, die abzustellen sind,
summierten sich bei Mehdorns Amtsantritt vor 15 Monaten auf etwa 40
000. Der quecksilbrige Ex-Bahnmanager war damals als „Retter in der
Not“ angeheuert worden. Seine Vorgänger hatten das Milliarden-Projekt
immer tiefer in den Dreck gefahren. Ursprünglich sollte der BER
einmal knapp zwei Milliarden Euro kosten. Nun dürfte Mehdorn locker
die Fünf-Milliarden-Euro-Grenze überfliegen. Und ob das nun endlich
das Ende ist, vermag niemand zu sagen. Teurer Größenwahn. Das
Berliner Prestigeprojekt ist von vorn bis hinten verkorkst. Es ist
ein trauriges Beispiel dafür, dass die öffentliche Hand kein guter
Bauherr ist, dass die Politik noch immer versucht, eigene
Lieblingsprojekte durchzudrücken. Koste es, was es wolle. Ein
Beispiel für Kompetenzwirrwarr, Unfähigkeit und
Verantwortungslosigkeit. Ein privater Bauherr wäre nach dem ganzen
Kuddelmuddel längst pleite. Den öffentlichen Bauherren halten nur
immer neue Finanzhilfen über Wasser. Und so geht das seit Jahren. Ein
privater Investor, der den BER schlüsselfertig hinstellen wollte,
wurde brüsk abgewiesen. Nach dem Fall der Mauer und dem Ende der
Teilung Berlins verfügte die Stadt plötzlich über gleich drei
Airports – den kleinen und alten in Tempelhof, auf dem schon die
Rosinenbomber aus der Zeit der Berlin-Blockade landeten, den
Ost-Berliner Flughafen in Schönefeld sowie den relativ modernen in
Tegel. Aber statt klare Prioritäten über einen Flughafen-Neu- oder
Ausbau für Berlin und die Region zu setzen, stritten Berlin,
Brandenburg und der Bund jahrelang über mögliche Standorte, Kosten,
Passagierzahlen und Projekte. Die große Chance, ein modernes
Luftdreh-Kreuz für den 24-Betrieb für Norddeutschland zu errichten,
versandete im Kleinklein. In der Zwischenzeit wurden längst die
Flughäfen Frankfurt/Main, München oder Leipzig neu- oder ausgebaut.
Dem Berliner Größenwahn tat dies jedoch keinen Abbruch. Man rechnete
Passagierzahlen weiter schön und Kosten runter. Nun hält das böse
Erwachen bereits seit drei Jahren an. Und selbst wenn das Parlament
den Geldhahn wieder aufdrehen sollte, bleibt weiterhin völlig unklar,
ob und wann der Berliner Großflughafen fertig wird. Es ist ein sehr
teures Trauerspiel.
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