Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zur CSU

von Christine Schröpf, MZ

Horst Seehofer ist auf dem Zenit: Er ist der mächtigste
Unions-Ministerpräsident, hat die CSU zur absoluten Mehrheit geführt.
Gerade deshalb braucht er starke Gegenpole: Es ist die Aufgabe von
Thomas Kreuzer und den übrigen 100 Abgeordneten, den Regierungschef
samt Kabinett kritisch zu begleiten. Kreuzer hat das Zeug dazu. Er
wird das ohne öffentlichen Lärm, dafür hinter den Kulissen tun. Im
BayernLB-Untersuchungsausschuss hat der Jurist bereits Geradlinigkeit
bewiesen. Immer fair, aber bestimmt, hat er dabei CSU-Größen nicht
geschont. Bei dieser heiklen Aufklärungsarbeit hatte er allerdings
den Rückhalt Seehofers. Nun wird er sich freischwimmen müssen. Ob
auch die Fraktion in den nächsten fünf Jahren bei potentiellen
Fehlentwicklungen dagegenhält? Hier sind größte Zweifel angebracht.
Schon im Vorfeld der Kreuzer-Wahl haben sich Hasenfüßigkeiten
offenbart. Kaum einer wollte sich vor der offiziellen Nominierung
Kreuzers äußern, obwohl der Allgäuer hochgeschätzt ist. Zu hoch die
Gefahr, dass Seehofer noch einmal den Kandidaten tauscht und man dann
aufs falsche Pferd gesetzt hat. Selbstbewusst und stark klingt
anders. Zwar sind 40 Prozent der Mandatsträger neu, einige ältere
Abgeordnete durch die Gehälteraffäre zu Recht kleinlaut geworden.
Auch die Koalitionsverhandlungen in Berlin und die Regierungsbildung
in München mit Aussicht auf Jobs wirken disziplinierend. Doch das
erklärt nicht alles. Eine schwache Fraktion, die keine eigenen
Impulse und Ideen setzt: Sie schwächt auch die CSU – und Seehofer.
Kreuzer hat in den nächsten Monaten auch in den eigenen Reihen viel
zu tun.

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