Der Ex-Präsident der Europäischen Kommission, Romano
Prodi, hat entschlossenere Schritte zur Bewältigung der Euro-Krise
verlangt. Eine europäische Finanzregierung sei „absolut
unerlässlich“, sagte Prodi der „Mitteldeutschen Zeitung“ aus Halle
(Online-Ausgabe/Freitag-Ausgabe). Er wisse um die Widerstände in den
Mitgliedstaaten gegen eine solche Institution. „Aber sie werden sie
wollen müssen. Vor die Alternativ gestellt –Ja oder Nein zum Euro–,
kann niemand ein Interesse haben, nein zu sagen – angefangen bei
Deutschland“. Es sei „immer glasklar“ gewesen, „dass das große Werk
der Währungsunion begleitet werden muss von einer fortschreitenden
wirtschaftlichen Zusammenarbeit“. Der frühere italienische
Premierminister warf Bundeskanzlerin Angela Merkel vor, durch
verspätete und unzureichende Entscheidungen die Krise – speziell
Griechenlands – verschlimmert zu haben. „Das griechische Problem war
anfangs vergleichsweise klein, betonte Prodi.
Der früheren italienischen Regierung unter Silvio Berlusoni
stellte dessen langjähriger Gegenspieler Prodi ein vernichtendes
Zeugnis aus. „Besser ein Schiff ohne Steuermann als mit dieser
unglückseligen Figur.“ Berlusconi und seine Koalition hätten sich
„als komplett entscheidungs- und handlungsunfähig erwiesen“. Kein
Problem sei gelöst worden, im Gegenteil hätten sich die sozialen
Konflikte verschärft. „Nach außen hat er ein so schreckliches Bild
geboten, dass ich immer wieder beteuern muss: Italien ist nicht wie
Berlusconi.“ Prodi zeigte sich überzeugt, dass sich dies unter der
neuen Regierung ändern werde: Premier Mario Monti „steht mit seinem
Sachverstand dafür, dass in Italien jetzt die richtigen
Entscheidungen getroffen werden können“, sagte Prodi.
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