Der innenpolitische Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, hält die jüngste Häufung
von Plagiatsfällen bei der FDP für eine Konsequenz der oft
einseitigen Karriere-Orientierung in der Partei. „Dass sich die
Plagiatsfälle bei der FDP so häufen, hat Gründe, die im
Karrieremodell von FDP-Abgeordneten zu suchen sind“, sagt er der in
Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe). „Es
geht darum, den Doktortitel auf der Visitenkarte und dem Wahlplakat
zu haben und auf diese Weise Kompetenz, Bürgerlichkeit und Renommee
zu suggerieren. Jung, ehrgeizig, karriereorientiert, Doktortitel –
das finden Sie ganz massiert bei der FDP. Der Doktor ist der
Adelstitel für Bürgerliche – so wird er leider Gottes wahrgenommen.“
Dabei sei mancher „in der Versuchung, noch etwas nachzuhelfen“. In
den letzten Wochen waren den FDP-Europaabgeordneten Silvana
Koch-Mehrin und Jorgo Chatzimarkakis die Doktortitel aberkannt
worden. Die Dissertation von FDP-Beraterin Margarita Mathiopoulos
wird erneut überprüft. So viele Fälle seien in einer so kleinen
Partei „kein Zufall. Das ist eine Serie“, so Wiefelspütz, der selbst
promoviert und einen Lehrauftrag an der Universität Düsseldorf hat.
In der SPD wiederum schade der Doktortitel nicht. „Aber er nutzt auch
nicht. Man muss eher aufpassen, dass man nicht als Sonderling oder
etwas elitär rüberkommt.“ Der Wahlkampfmanager von
Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber im Jahr 2002, Michael Spreng,
erklärte der „Mitteldeutschen Zeitung“ hingegen: „Ich halte das nicht
für symptomatisch für die FDP. Die haben halt Pech gehabt.“
Schließlich seien auch mehrere Unions-Politiker betroffen. Spreng
nannte es gleichwohl „fatal, dass die FDP-Führung sich in Schweigen
hüllt und so tut, als wäre da nichts. Sie müsste ein klares Wort
finden und ihre Mandatsträger zum Mandatsverzicht auffordern.“
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Hartmut Augustin
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