Mitteldeutsche Zeitung: Sonntagsfrage: AfD verliert deutlich in Sachsen-Anhalt – Große Koalition ohne Grüne möglich

Die AfD verliert bei den Wählern in Sachsen-Anhalt
deutlich an Zustimmung. Das zeigt eine Befragung im Auftrag der
Landeszentrale für politische Bildung, wie die in Halle erscheinende
Mitteldeutsche Zeitung berichtet (Mittwochausgabe). Bei einer
Landtagswahl käme die AfD aktuell auf 15 Prozent der Stimmen, mehr
als neun Prozentpunkte unter dem Ergebnis der Landtagswahl von 2016.
Damals erreichte die Partei 24,3 Prozent, das mit Abstand beste
Ergebnis bei einer Landtagswahl. Die 2016 abgestraften Parteien
gewinnen hingegen teils deutlich hinzu. Die CDU steigt auf 35 Prozent
(plus 6,2 Punkte), die Linke auf 20 Prozent (plus 3,7), die SPD auf
16 Prozent (plus 5,4). Die FDP könnte mit 6 Prozent (plus 1,1) die
Rückkehr in den Landtag schaffen, die Grünen müssten mit 5 Prozent
(unverändert) um die parlamentarische Existenz bangen. Erhoben wurden
die Zahlen vom Institut Conoscope zwischen dem 30. Januar und dem 8.
März. Die statistisch mögliche Abweichung liegt bei plus/minus 3
Prozent. Insbesondere die Chancen von FDP und Grünen auf einen Einzug
in den Landtag sind von dieser Unsicherheit betroffen. Die Frage nach
der aktuellen Parteipräferenz ist Teil des Sachsen-Anhalt-Monitors,
der zuletzt 2015 erstellt wurde. Leiter der Studie ist der hallesche
Politikwissenschaftler Everhard Holtmann. Bereits bei der
Bundestagswahl hatte die AfD in Sachsen-Anhalt mit 19,6 Prozent der
Zweitstimmen um einiges schlechter abgeschnitten als bei der
Landtagswahl, nun ist die Zustimmung erneut abgesackt. In den
Befragungszeitraum fällt eine rassistische Rede des damaligen
AfD-Landesvorsitzenden André Poggenburg. Mitte Februar hatte er
Doppelstaatler als „heimat- und vaterlandsloses Gesindel“ beschimpft,
die Türkische Gemeinde in Deutschland nannte er „Kameltreiber“. Nach
heftiger Kritik musste Poggenburg die Ämter als Landes- und als
Fraktionsvorsitzender im Magdeburger Landtag aufgeben. Amtierender
AfD-Landeschef ist der Magdeburger Ronny Kumpf. Eine Wahl zum
jetzigen Zeitpunkt würde das Ende der bundesweit einmaligen
schwarz-rot-grünen Kenia-Koalition bedeuten. CDU und SPD hätten im
Landtag eine Mehrheit ohne die Grünen. Rechnerisch möglich wäre auch
eine Koalition aus CDU und AfD, allerdings hat die CDU ein solches
Bündnis ausgeschlossen. Die Linke würde sich den Status der
zweistärksten politischen Kraft zurückerobern. Sie kann nicht nur bei
ihren traditionellen Wählern im Alter ab 60 Jahren, sondern auch bei
sehr jungen Stimmberechtigten punkten. Abgeben müssten neben der AfD
auch Kleinstparteien. Sie kamen bei der Landtagswahl 2016 auf
zusammen 9 Prozent der Stimmen, aktuell wären es 3 Prozent. Die
rechtsextreme NDP, die Tierschutzpartei und die Satire-Formation „Die
Partei“ würden deutlich unter der 1-Prozent-Marke landen.

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