Der Vorsitzende des Beirates der
Stasi-Unterlagen-Behörde, Richard Schröder, hat den Behörden-Leiter
Roland Jahn aufgefordert, bei seiner Arbeit nicht allein die
Perspektive der Opfer des SED-Regimes einzunehmen. „Dass die
Perspektive der Opfer das letzte Wort hat, ist nicht in Ordnung“,
sagte er der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“
(Montag-Ausgabe). „Opfer und Täter sind befangen. Der
Bundesbeauftragte hat die Aufgabe, die Behörde in der Mitte zu
halten.“ Schröder fügte hinzu: „Man darf auch Opfer kritisieren.“ Er
monierte insbesondere Jahns Versuch, ehemalige Stasi-Mitarbeiter aus
der Behörde zu entfernen, als überzogen. Zunächst einmal seien seit
Bestehen der Behörde mehrere Versuche unternommen worden, diese
Mitarbeiter loszuwerden. Das sei misslungen. Auch ein von Jahn in
Auftrag gegebenes Gutachten werde daran nichts ändern. Überdies werde
die Bedeutung dieser Mitarbeiter überschätzt. Denn sie seien „nicht
repressiv tätig“ gewesen. Jahn mache Pförtner und Archivare zu
„Haupttätern der Stasi“, so der Beirats-Vorsitzende. „Das kann der
Vergangenheitsbewältigung nicht dienlich sein.“
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