Warum Baerbock der Reform zustimmt, ist spätestens seit dem Grünen-Parteitag im November klar. Damals appellierte Wirtschaftsminister Robert Habeck eindringlich an die GEAS-Kritiker innerhalb der Partei, dem Kurs der Parteiführung zu folgen und die Asylrechtsänderungen in der EU mitzutragen – sonst könne ja die Ampel-Koalition zerbrechen. Wie weit sich die Grünen-Führung vom einstigen migrationspolitischen Programm der Partei entfernt hat, zeigt noch einmal, in welche politischen Zwänge sich die Grünen mit dem Koalitionseintritt begeben haben. Das war abzusehen und ist der Preis fürs Regieren, den die Grünen (mit Zustimmung der Basis) 2021 wieder einmal gewillt waren zu zahlen: moralischer Bankrott.
Dass die Grünen-EU-Abgeordneten gegen die Führungslinie gestimmt haben, mag zwar zeigen, wie stark die innerparteiliche Dissonanz ist. Tatsächlich kommt diese Uneinigkeit der Partei aber gerade recht: Denn die Nein-Stimmen in Brüssel beschwichtigen die linkeren Grünen-Wähler, die sich aufgrund des Kurses der Parteiführung schon abgewendet hatten. Und in Berlin bleibt man weiter an der Macht. Nennt sich auch: grüne Arbeitsteilung.
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