Neue Netze für Erneuerbare!

Pressemitteilung

Auf Einladung der Deutschen Umwelthilfe diskutierten Experten,
Politiker und vom Netzausbau Betroffene zwei Tage lang die
Rahmenbedingungen für das künftige Stromsystem auf Basis Erneuerbarer
Energien – DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake fordert
„abgestimmtes Gesamtkonzept für die Energiewende“ – Eingriffe in den
Naturhaushalt und Kosten minimieren – Generalsekretärin des WBGU,
Inge Paulini, nennt „globale Dekarbonisierung machbar, bezahlbar und
langfristig kostensparend“ – Neue Netztechnologien kommen voran – Bei
Bürgerbeteiligung noch viel Luft nach oben

Voraussetzung für ein klima- und umweltverträgliches Stromsystem
auf Basis Erneuerbarer Energien ist ein grundlegender Um- und Ausbau
der heutigen Stromnetze. Das war der übergreifende Konsens unter den
rund 200 Experten, Politikern und Umweltaktivisten beim Kongress
„Neue Netze für Erneuerbare“ der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) in
Berlin. Zwei Tage lang diskutierten die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer über Naturschutz und Energiewende, technische Strategien
und Innovationen, Akzeptanzfragen und Möglichkeiten zur
Kostenminimierung bei der Anpassung der Stromnetze an das neue
Energiesystem.

„Die Energiewende muss sowohl ökologisch als auch ökonomisch ein
Erfolgsprojekt werden. Andernfalls werden andere Länder nicht folgen
und ein nachhaltiger Beitrag zum globalen Klimaschutz bleibt aus“,
sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Es gehöre jetzt zu den
vordringlichen Aufgaben der Bundesregierung den Ausbau der
Erneuerbaren Energien, flexible Gaskraftwerke für den Übergang, den
Umbau der Netze, die Entwicklung großer Stromspeicherkapazitäten und
die Nachfragesteuerung in Industrie und privaten Haushalten zu einem
abgestimmten Gesamtkonzept zusammen zu führen, dass sowohl die
Eingriffe in die Natur als auch die Gesamtkosten minimiere. Baake:
„Leider sehen wir bisher nicht, wer in der Bundesregierung sich für
diese große Optimierungsaufgabe zuständig fühlt.“

In einem Gastvortrag erklärte die Generalsekretärin des
Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale
Umweltveränderungen (WBGU), Dr. Inge Paulini, der kürzlich von dem
Gremium vorgeschlagene Gesellschaftsvertrag zur Transformation
unserer Gesellschaft versuche „Zukunftsverantwortung mit einer Kultur
demokratischer Teilhabe zu verbinden.“ In dem WBGU-Hauptgutachten
„Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“
hatten die Wissenschaftler Wege in eine klimaverträgliche und
nachhaltige Wirtschaftsordnung ausgelotet. Danach ist es noch
möglich, das gegenwärtige, auf der Verbrennung von Kohlenstoff
basierende Weltwirtschaftsmodell global so zu transformieren, dass
die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung den UN-Zielwert von 2
Grad Celsius nicht überschreitet. Der WBGU empfiehlt in seinem
Gutachten, primär die Effizienz der Energiebereitstellung und der
Energienutzung zu erhöhen und den Ausbau der Erneuerbaren Energien
hierzulande und global voran zu treiben. „Ob das wirklich gelingt,
ist nicht mehr vorrangig eine technische oder wirtschaftliche Frage,
sondern eine politische. Es wird nur gehen, wenn der Staat den
Prozess bewusst und durchgängig gestaltet und die Bürgerinnen und
Bürger in die tiefgreifenden Entscheidungsprozesse stärker und
frühzeitiger einbezieht als bisher.“

Neben der Vorstellung technischer Innovationen, etwa bei der
Verlegung von Stromübertragungskabeln unter die Erde und dem Blick
ins benachbarte europäische Ausland, bildeten Bürgerpartizipation und
Akzeptanz einen Schwerpunkt der Diskussionen des Kongresses. Dabei
stellte sich heraus, dass zwar in der Energiegesetzgebung der
Bundesregierung im Sommer 2011 Fortschritte erzielt wurden, die
alltägliche Praxis beim Ausbau der Netze dem Anspruch einer
konsensorientierten Infrastrukturentwicklung jedoch weiter
hinterherhinke. Das bestätigten in den Diskussionen immer wieder auch
Mitglieder von Bürgerinitiativen, die sich in aller Regel nicht
grundsätzlich gegen den Trassenausbau wehren, sondern für Erdkabel
und die Anwendung naturverträglicher Technologien beim Ausbau der
Übertragungsnetze streiten. „Wir haben nur eine Chance beim Umbau
unserer Stromnetze in der gebotenen Geschwindigkeit voranzukommen,
wenn die betroffenen Bürger und die Naturschutzinteressen wirklich
ernst genommen werden“, mahnte Dr. Peter Ahmels, der Leiter
Erneuerbare Energien der DUH. Er koordiniert auch das vom
Bundesumweltministerium geförderte Forum Netzintegration Erneuerbare
Energien, das den Netzkongress ausrichtete. Ahmels: „Die Zauberworte
heißen Transparenz, frühzeitige Information und eine Beteiligung
interessierter Bürger, deren Vorschläge sich auch in den Ergebnissen
von Trassenplanungen wiederfinden müssen. Hier sei nach wie vor „viel
Luft nach oben“.

Hinweis: Die Präsentationen des Kongresses sind ab der kommenden
Woche unter www.forum-netzintegration.de verfügbar.

Pressekontakt:
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe, Hackescher
Markt 4, 10178 Berlin; Mobil: 0151 55016943, Tel.: 030 2400867-0,
E-Mail: baake@duh.de

Dr. Peter Ahmels, Leiter Erneuerbare Energien, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin; Mobil: 0151 16225863 ahmels@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Mobil: 0171 5660577, Tel.: 030 2400867-0, E-Mail:
rosenkranz@duh.de