Drahtseilakt
Bildschirme bleiben schwarz, Lichter gehen aus, Industrieanlagen
kommen zum Stehen, Kliniken müssen auf Notversorgung umstellen: Die
Auswirkungen von Stromausfällen sind weitreichend. Und zweifellos
sinkt die Versorgungssicherheit, wenn Atomkraftwerke abgeschaltet
werden. Zu Recht wird von einem Drahtseilakt gesprochen. Dennoch
besteht kein Grund zur Mutlosigkeit.
Denn es ist nicht neu, wenn eine Reihe von Atommeilern keinen
Strom produziert. So waren von 2007 bis 2009 bis zu sieben AKW vom
Netz, ohne dass die Deutschen im Dunkeln saßen. Auch wird immer mehr
Ökostrom produziert, und es gibt die Möglichkeit, den Strombedarf
gezielt zu steuern – etwa, indem Großabnehmer wie die
Aluminiumindustrie Anlagen kurzzeitig runterfahren. Solche
Flexibilität sollte künftig belohnt werden.
Damit allein ist es aber nicht getan. Wichtig bleibt vor allem ein
zügiger Um- und Ausbau der Stromnetze, damit erneuerbare Energien
effektiv genutzt werden können, von der Küste bis zu den Bergen.
Investitionen sind sowieso fällig. Denn das Stromnetz in Deutschland
ist träge und überholt. Es gibt Strommasten, die sind 85 Jahre alt.
Es hat deshalb auch ohne Ausstieg aus der Atomkraft schon
aufsehenerregende Blackouts gegeben, etwa als Schnee und Eis große
Strommasten im Münsterland umknicken ließen.
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