Stunde des Siegers
Als Barack Obama mit der Todesnachricht vor die Presse trat, war
ihm klar, was dies bedeutete: Es war ein Sieg. Ein physischer über
Osama bin Laden, aber auch, für den US-Präsidenten vermutlich genauso
wichtig, ein psychologischer Triumph in einem innenpolitischen
Umfeld, das zunehmend widriger wurde.
Die Arbeitslosigkeit in den USA steigt. Das Staatsdefizit ist
horrend. Der politische Handlungsspielraum schrumpft stetig.
Erfolgsmeldungen von den Konfliktherden Afghanistan, Irak und seit
Neuestem Libyen sind Mangelware. Erst vergangene Woche sah Obama sich
auf öffentlichen Druck hin gezwungen, per Geburtsurkunde zu beweisen,
dass er rechtmäßig ins Weiße Haus einziehen durfte. Kurz davor hatten
Ratingagenturen den Status der USA als guter Schuldner infrage
gestellt. Und spätestens mit seiner Gesundheitsreform hat der
Präsident in konservativen Kreisen auch sozialpolitisch Kredit
verspielt.
Nun aber der Paukenschlag. Kurz und trocken geriet die Aktion in
Pakistan, womit die militärischen Mühen seines Vorgängers George W.
Bush nach den Anschlägen vom 11. 9. 2001 umso unbeholfener und
brachialer in Erinnerung bleiben. Ähnlich kurz aber könnte nun die
euphorisierende Wirkung in den USA anhalten. Bin Ladens Tod steigert
zwar Obamas Ansehen – substanziell ändert er an den Problemen des
Alltags in den USA indes nichts.
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