Nicht hyggelig
Erst der Euro, jetzt die offenen Grenzen: Derzeit wanken
Grundpfeiler der europäischen Einigung. In beiden Fällen ist es
dramatisch, aber im Fall Dänemark noch einmal ärgerlicher. Denn ist
die Not in der Schuldenkrise offenkundig, geht es in der Grenzfrage
um Innenpolitik. Rechtspopulisten wollen sich wichtig machen, ohne
dass objektiv Handlungsdruck besteht. Pikant ist die Lage, in die die
Dänen das deutsche Kabinett brachten. Sie haben es brüskiert, indem
sie nicht vorab über ihre Pläne informierten. Abgestimmt haben sie
sich schon gar nicht: ein ebenso dilettantisches wie unfreundliches
Vorgehen angesichts der gemeinsamen Grenze.
Generell bringen die Dänen Hans-Peter Friedrich in die Bredouille.
Nach Süden hin hat mit der CSU namentlich seine Partei für scharfe
Kontrollen durchaus Sympathie. Mehr als eine Stimme fordert sie mit
Blick auf Nordafrika und bemüht nicht einmal den dänischen Kniff, vom
Zoll zu sprechen. Aber als Deutscher auf dem Weg ins Ferienhaus
befragt zu werden? Als Handwerker seinen Bulli durchsuchen lassen zu
müssen, wenn es zum Auftrag nach Jütland geht? Da sähe der Minister
dann doch gerne andere Maßstäbe angelegt.
Die Dänen selbst machen sich nicht beliebter, wenn direkte
Nachbarn sich auf dem Kieker sehen. Hyggelig, wie sie alles nennen,
was nett und gemütlich ist, ist etwas anderes. Und die tieferen
Folgen gehen darüber hinaus. Ein weiteres Saatkorn der Zwietracht
keimt in der EU. Schuld daran ist diese allerdings auch selbst: Ihre
Schrittmacher wollten einfach zu viel zu schnell.
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