Abgang verpasst
Der Konflikt in der Elfenbeinküste war schon in Vergessenheit
geraten. Zu sehr beherrschen der libysche Bürgerkrieg sowie die
Umstürze und Krisen in Nordafrika und Arabien die Schlagzeilen. Dabei
spielt sich in Westafrika ein Szenario ab, das auch Libyens
Machthaber Gaddafi fürchten muss.
Der im vergangenen Jahr abgewählte Präsident Laurent Gbagbo steht
mit dem Rücken zur Wand. Soldaten und Offiziere der Regierungstruppen
laufen zur vorrückenden Armee seines durch die Wahl legitimierten
Widersachers Alassane Ouattara über oder legen die Waffen nieder.
Mittlerweile toben die Kämpfe vor dem Präsidentenpalast in Abidjan.
Sanktionen, eingefrorene Konten und Einreiseverbote in die EU und
die USA konnten Gbagbo nicht beeindrucken. Auch nicht die im Land
stationierten Blauhelme. Doch nun, da sich das Blatt gegen ihn
wendet, muss er sich eingestehen, den Zeitpunkt eines passablen
Abgangs verpasst zu haben. Dabei gab es Angebote afrikanischer
Amtskollegen, den Machthaber aufzunehmen.
Ouattara schwört zwar öffentlich der Rache am Despoten ab. Das
darf ihn aber nicht daran hindern, Gbagbo an den Internationalen
Strafgerichtshof auszuliefern. Ob in der Elfenbeinküste dann endlich
Frieden einkehrt, ist allerdings fraglich. Der brutale Bürgerkrieg
zwischen dem Norden und dem Süden wirkt bis heute nach. Nur ein
Versöhner mit Charisma kann das Volk einen.
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