Weiter aufklären
Es darf keinen Schlussstrich geben, nicht jetzt und nicht in den
nächsten Jahrzehnten. Denn noch immer ist die dunkle
Stasi-Vergangenheit nicht vollständig aufgearbeitet, sind nicht
einmal alle Unterlagen erschlossen. Weiterhin stellen viele Menschen
erst bei Akteneinsicht fest, was die Schnüffler der alles und jeden
kontrollierenden Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ihnen
angetan haben.
Es ist deshalb gut, dass Marianne Birthler, die scheidende
Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, die Leitung der Behörde
in die Hände eines vielversprechenden Nachfolgers legt: Roland Jahn,
ein ehemaliger Dissident, der am eigenen Leib erfahrenen hat, was es
bedeutete, das SED-Regime zu kritisieren. Von der Uni ist er
geflogen, ins Gefängnis gesteckt und abgeschoben worden, ein
bedrückendes deutsches Schicksal.
Jahn und viele andere, denen es noch schlimmer erging, haben ein
Recht darauf, jedes Detail ihrer Bespitzelung und Verfolgung zu
erfahren. Denn nur Aufklärung gibt ihnen ihre Würde zurück. Zugleich
wird so verhindert, dass Täter ihre Hände in Unschuld waschen können.
Es wäre unerträglich, wenn es anders käme. Denn schon jetzt gibt es
leider sehr viele Fälle, in denen Opfer in prekären Verhältnissen
leben, während Täter wie Stasi-Offiziere und Parteifunktionäre nicht
im Entferntesten zur Verantwortung gezogen geworden sind.
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