Neue OZ: Kommentar zu Infrastruktur

Die deutsche Selbstblockade

Riskiert Deutschland seine Zukunft? Die Skandale rund um den
Pannen-Flughafen in Berlin lösen weltweites Kopfschütteln aus. Aber
das Milliarden-Grab ist nur eines von vielen. Siehe Elbphilharmonie
und Stuttgart 21. Mal sind es eklatante Planungsfehler und falsche
Kostenberechnungen, mal unendliche Rechtsstreitigkeiten und
Bürgerproteste, die öffentliche Bauvorhaben zum Albtraum werden
lassen.

Um nur einen Kilometer Autobahn in Deutschland zu bauen, braucht
es Jahrzehnte. In der gleichen Zeit stampft China Dutzende neue
Mega-Metropolen aus dem Boden. An der deutschen Selbstblockade droht
auch die Energiewende zu scheitern. Die neuen Stromtrassen werden
jetzt benötigt, aber sie können nicht gebaut werden, weil die
Genehmigungen fehlen. Der Wust an EU-Auflagen, Verordnungen und
Einspruchsmöglichkeiten stärkt die Rechte jedes einzelnen Bürgers, er
lähmt aber zunehmend die Gesellschaft als Ganzes. Erstaunlich, dass
sich die hiesige freie Wirtschaft trotz immer neuer Fesseln behaupten
kann, aber wie lange noch?

Made in Germany stand für Fortschritt, Perfektion und Qualität –
nicht für Stillstand, Bürokratie und Bedenkenträgerei. Jetzt zeichnet
sich ab, dass vor allem den Schwellenländern die Zukunft gehört. Es
verwundert nicht, dass in der türkischen Metropole Istanbul der
größte Flughafen der Welt gebaut wird, während sich Berlin mit einem
viel kleineren Airport blamiert. Dort herrscht Aufbruch.

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