Nur Mut!
Es ist schon bemerkenswert, wenn die größte Oppositionspartei
einem Gesetzentwurf der Regierungskoalition zustimmen will – erst
recht, wenn es um ein so streitbares Thema geht wie die Inklusion.
Allerdings: Es wird auch höchste Zeit, dass Niedersachsen die 2008
verabschiedete UN-Behindertenrechtskonvention umsetzt.
Positiv ist fernerhin, dass keine Partei das gemeinsame Lernen
behinderter und nicht behinderter Kinder grundsätzlich infrage
stellt. Es geht also nicht darum, ob, sondern wie Inklusion umgesetzt
wird. Und da fangen die Probleme an: Was wird aus Förderschulen, wenn
ihre Schüler an Regelschulen wechseln? Wann ist es sinnvoll,
behinderte Kinder doch in speziellen Einrichtungen zu fördern, und
wer entscheidet das? Wie sollen Kommunen behindertengerechte
Schulgebäude bezahlen, woher gut ausgebildete Pädagogen kommen? Weder
CDU und FDP noch SPD können verhehlen, dass noch viel zu klären ist.
Erschwert wird die Debatte, weil jede Änderung auch ein Abschied
von vertrauten und zum Teil bewährten Strukturen ist. Könnte
Deutschland tatsächlich auf sein über Jahrzehnte gewachsenes
Förderschulsystem verzichten wie anderswo längst üblich?
Derlei Gedankenspiele erfordern viel Mut – zumal sich die
UN-Konvention ausdrücklich nicht nur auf die Schule bezieht.
Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, in allen
Lebensphasen und allen Schichten. Höchste Zeit, sich ihr zu stellen.
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