Solidarische Rückendeckung sieht anders aus.
FDP-Chef Philipp Rösler deklariert Guido Westerwelle zum
„Außenminister auf Bewährung“. So geht das nicht. Deutschlands
oberster Diplomat ist ja schließlich nicht irgendeine untergeordnete
Politfigur. Was da gerade läuft, ist eine Demontage im
Schnelldurchlauf. Und Westerwelle ist selber Schuld. Er hat nie in
die Rolle des Außenministers hineingefunden. Was er tat, geschah fast
immer mit einer Geste des Auftrumpfens – oder des trotzigen
Beharrens. Trotzkopf trifft es ganz gut. Die Uneinsichtigkeit in
Sachen Libyen war da nur die vorerst letzte Dummheit.
Oder schon die letzte? Die deutschen Diplomaten reden offen
darüber, dass Guido Westerwelle im September bei der nächsten
UN-Vollversammlung vielleicht schon nicht mehr dabei ist.
Es wäre das Ende einer bemerkenswerten Karriere. So viele Jahre
hat Westerwelle darauf hin gearbeitet, als Außenminister und
Vizekanzler mit „seiner“ FDP in eine schwarz-gelbe Koalition zu
gehen. Nun ist er da angekommen, und fast zeitgleich begann die
Demontage. Tragik – selbst verschuldet.
Vielleicht wäre der amtierende Staatssekretär Werner Hoyer eine
gute Wahl als Nachfolger. Unaufgeregt, kenntnisreich, bestens
vernetzt. Zuviel Selbstdarstellung verträgt dieses Amt ohnehin nicht.
Was zählt, ist deutsche diplomatische Verlässlichkeit.
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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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