Kein Vertrauen
Die Atomkatastrophe in Japan wird zunehmend auch zu einer
Informationskatastrophe. Immer wieder stellen sich offizielle Angaben
zum Ausmaß von Gefahr und Schäden des Unglücks als falsch heraus.
Erst gestern Morgen meldete die Betreiberfirma Tepco einen
millionenfach erhöhten Strahlenwert um das Kraftwerk. Nachmittags
sprach das Unternehmen von einem Messfehler.
Es mag gerade auf einer so dicht besiedelten Insel wie Japan gute
Gründe geben, alles zu vermeiden, was zu Massenpaniken führen könnte.
Aber das gelingt nur, wenn die so sehr leidgeprüften Bewohner dieser
Tage Vertrauen in die Informationspolitik der Verantwortlichen haben
können. Gerade daran muss man aber zweifeln. Während Tepco die
tödliche Strahlenbelastung meldete und die letzten Arbeiter
fluchtartig die Gefahrenzone um den Reaktor verließen, sprach die
japanische Regierung von einer stabilen Situation. Ein unglaublicher
Vorgang.
Nicht nur die Japaner, auch die übrige Welt hat ein Recht auf
verlässliche Informationen. Der Super-GAU von Tschernobyl vor genau
25 Jahren hatte auch deshalb so schreckliche Folgen, weil die übrige
Welt kein Vertrauen in die Informationen der damaligen
Sowjet-Regierung haben konnte. Das darf sich in Japan nicht
wiederholen, zumindest diese Lehre muss aus Tschernobyl gezogen
werden.
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