Neue OZ: Kommentar zu Merkels Regierungserklärung

Fels in der Brandung

Die kluge Frau baut vor. Angela Merkel nimmt zu Recht an, dass
Deutschland beim G-20-Gipfel der wichtigsten Industrie- und
Schwellenländer stark unter Druck stehen wird. Daher warnt sie schon
vorab davor, die Bundesrepublik bei der Überwindung der Schuldenkrise
zu überfordern.

Die Mahnung ist nur allzu verständlich, schaut man auf die
Billionen-Verschuldung des deutschen Staates und die
milliardenschweren Garantien, die die Bundesrepublik schon zugunsten
anderer Euro-Staaten abgegeben hat. Und dennoch: Viel nutzen wird
Merkels Warnung nicht.

Schließlich ist Deutschland nach wie vor so etwas wie der Fels in
der Brandung. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Wirtschaft
wächst, und an den Finanzmärkten können sich Finanzminister Wolfgang
Schäuble und seine Länderkollegen zu extrem günstigen Konditionen
Geld leihen, zwischenzeitlich sogar zu null Prozent Zinsen.

Das ist ein Beleg für das große Vertrauen, das die Deutschen nach
den harten Reformen in der jüngeren Vergangenheit heute genießen.
Zugleich profitiert die Bundesrepublik aber auch von der Schwäche
anderer Länder. Und so fließt das Geld der Anleger massenhaft in den
noch am ehesten als sicher geltenden Hafen Deutschland.

Die Bundeskanzlerin wird es vor diesem Hintergrund schwer haben,
die Übernahme weiterer Aufgaben und Verpflichtungen abzuwehren. Dafür
erscheint die Bundesrepublik gegenwärtig einfach als zu stark.

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