Bitte keine Ärzte-Schelte
Jeder Kunstfehler ist einer zu viel. Da gibt es nichts zu deuteln.
Mehr als 6400 Fälle von Ärztepfusch sind für 2011 bestätigt. Die
Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Hinter der Statistik verbergen
sich schreckliche Schicksale. Patienten leiden unnötig, werden
verstümmelt oder sterben gar, weil bei ihrer Behandlung versagt
wurde.
Es wäre jedoch fatal, wenn deshalb das Vertrauen in die Kompetenz
von Ärzten und Krankenhäusern erschüttert würde. Denn angesichts von
mehr als 60 Millionen Klinik- und Praxisbehandlungen pro Jahr bewegt
sich die Fehlerzahl im Promillebereich. So bitter jeder einzelne
Kunstfehler ist, beweist die Studie auch Erfreuliches: Insgesamt
funktioniert das Gesundheitssystem gut. Ärzte und Pflegepersonal
leisten in den allermeisten Fällen erfolgreiche Arbeit. Das befreit
die Kliniken nicht von der Pflicht, weiterhin mögliche Schwachstellen
aufzufinden und abzuschaffen. Die Fehlerquelle Mensch wird sich aber
nie ganz abstellen lassen.
Umso wichtiger ist es daher, dass die Opfer von Pfuschbehandlungen
schneller zu ihrem Recht kommen als bislang. Prozesse ziehen sich oft
über Jahre hin, in denen Gutachter letztlich den Ausschlag geben.
Deshalb will die Bundesregierung die Patientenrechte noch in diesem
Jahr stärken. Das ist sinnvoll. Leider bleiben davon aber die Sätze
für Entschädigungszahlungen und Schmerzensgeld unberührt. Diese sind
im Vergleich zu den USA viel zu niedrig.
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