Wutbürger
Aus Frust wird Empörung: Auch in Spanien haben sich Tausende
Jugendliche und junge Erwachsene über das Internet mobilisiert. Ein
breites Bündnis zieht wütend auf die Straßen. Aus Ärger über einen
unpopulären Sparkurs werden sie morgen bei den Regionalwahlen
wahrscheinlich die Sozialisten abstrafen, die seit 2004 in Madrid an
der Macht sind. Doch die Kritik der Demonstranten richtet sich ebenso
gegen die Konservativen. Die etablierten Parteien im
krisengebeutelten Spanien muss diese Wut alarmieren.
Bemerkenswert ist, dass sich erstmals Demonstranten in einem Land
der EU von der Rebellion in der arabischen Welt anstecken lassen. In
Nahost wie in Südeuropa flammen die Proteste so heftig auf, weil eine
weitverbreitete Korruption, hohe Jugendarbeitslosigkeit und
ungünstige Zukunftsaussichten die Unzufriedenheit schüren.
Doch in Tunesien, Ägypten, Syrien, Libyen und Bahrain verfolgten
die Menschen ein klares Ziel: den Sturz ihrer Potentaten. Im
Unterschied dazu wirkt die Unzufriedenheit der Demonstranten
diffuser. Denn eine „Ich bin dagegen“-Haltung kann stets nur ein
Anfang sein. Noch fehlen den jungen Spaniern politische
Führungsfiguren und klare Ziele. Hätten sie beides, wäre ihre
Schlagkraft weit größer.
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