Angst vor dem Hass
Die Toten in Nordafrika und Nahost an diesem Wochenende sind aus
zwei unterschiedlichen Gründen zu beklagen: grenzenlose Machtgier und
religiöser Fanatismus. Für die Tragik ihres Todes spielen diese
Unterschiede keine Rolle. Die ermordeten Aufständischen in Syrien und
Libyen schockieren ebenso wie die Toten von Kairo.
Zynischerweise gehört es dieser Tage aber fast zur Normalität,
dass Rebellen ihren Kampf gegen die arabischen Diktatoren mit dem
Leben bezahlen. Wer mit sicherem Abstand auf die Ereignisse blickt,
sieht nach Monaten unentschiedener Kämpfe manchmal weniger aufmerksam
hin – dabei hat sich an der Not gerade derer, die in Syrien für ihre
Freiheit kämpfen, noch nichts geändert.
Nur wenige Tage nach dem Tod Osama bin Ladens aber berührt der
Blick nach Kairo heute besonders. Nicht, weil dort Terroristen am
Werk gewesen wären, denn so war es nicht. Aber es kämpften Muslime
hasserfüllt gegen Christen. Der Auslöser für den Angriff ist nicht
eindeutig geklärt, die Explosion der Gewalt lässt sich damit allein
ohnehin nicht erklären. Fest steht: Diese Eskalation macht Angst,
weil sie ein weiteres Beispiel dafür abliefert, wozu die extreme,
feindliche Abgrenzung zwischen Religionen führen kann.
Kairo erinnert deshalb daran, dass der Kampf gegen religiös
begründeten Terror nicht genügen wird. Die Menschen müssen ihren Hass
auf das Fremde überwinden, sonst haben sie gar nichts erreicht.
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