Vom Bundestrend bestimmt
Weiter so: Diesen glasklaren Auftrag geben die Wähler in Bremen
den rot-grünen Politikern mit auf den Weg. Sie können sich über ein
stabiles und überraschungsfreies Ergebnis nach einem müden Wahlkampf
und einer Wahl mit erschreckend niedriger Beteiligung freuen.
Einen Teil des Erfolgs darf Bürgermeister Jens Böhrnsen mit seiner
bescheiden-bodenständigen Art für sich verbuchen. Mehr jedoch als an
Personen hängt der Zuwachs für Rot-Grün mit dem Bundestrend zusammen,
und der bedeutet: Die Grünen setzten ihren Höhenflug ebenso
unaufhaltsam fort wie die FDP ihren Sinkflug. Die CDU muss schon
wieder bei einer Landtagswahl Verluste hinnehmen, und die Linkspartei
hat im Westen ihren Zenit überschritten. Mit Bremer Eigenheiten hat
all das wenig zu tun: Dass die Pro-Kopf-Verschuldung im Land auf
Rekordniveau gestiegen, Kinder-Armut weit verbreitet und die Zahl der
Arbeitslosen und Insolvenzen hoch ist, hat die Wähler im kleinsten
deutschen Bundesland nicht gestört. Zumal die christdemokratische
Opposition weder durch Führungspersönlichkeiten noch durch ein
überzeugendes Alternativprogramm Wechselstimmung erzeugen konnte.
Die Alarmglocken müssen nicht allein bei den Bremer
Christdemokraten schrillen. Auch in anderen Großstädten bekommt die
Partei keine Mehrheiten mehr. Gut möglich, dass die CDU im September
bei der Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses ähnlich stark abrutscht.
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