… und Friede zu Hause
Weihnachtspredigten haben naturgemäß traditionelle Inhalte. Es
geht um Hoffnung und Nächstenliebe, und seit einiger Zeit darf auch
in einem der wohlhabendsten Länder der Erde nicht mehr die Warnung
vor einer vermeintlich wachsenden Armut fehlen. Der Wunsch nach
Frieden gehört ebenfalls zum Kanon der Kirchen, oftmals mit
besonderem Blick auf Nahost.
Umso stärker fällt auf, dass diesmal mit Nikolaus Schneider und
Robert Zollitsch gleich beide obersten Repräsentanten der großen
Konfessionen in Deutschland einen weiteren Akzent betont haben: den
der Gewalt im Alltag. Nicht zu Zeiten von Kaiser Augustus also, nicht
irgendwo in der weiten Welt, sondern in Deutschland und vor sowie
hinter jedermanns Haustür.
Das sollte zu denken geben. Es geht um Gewalt, die allzu leicht
verharmlost wird als „normale“ Gruppendynamik unter Jugendlichen, als
angeblich witzig beim Mobbing, als vermeintliche Leidenschaft beim
Sport. Hinzu kommt häusliche Gewalt und die auf der Straße. Dabei,
auch das betonten Erzbischof und Ratspräsident unisono, beginnt
Gewalt im Kopf. Etwa mit rüden Worten, so Zollitsch. Oder, wovor
Schneider warnte, mit Absolutheitsansprüchen, aus denen nicht nur in
historischen Diktaturen, sondern auch im täglichen persönlichen
Umgang regelmäßig die Unterdrückung anderer folgt.
Es ist gut, dass die Kirchen hier mit sensiblen Antennen diese
Gefahr herausgestellt haben, die sich zudem nicht nur abstrakt und
einigermaßen bequem beklagen lässt. Jeder kann sie täglich spüren –
und etwas dagegen unternehmen.
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Neue Osnabrücker Zeitung
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