Berechtigte Ungeduld
Lange nichts mehr gehört von der Ökumene. Beim Papstbesuch in
Erfurt 2011 war sie kurzfristig ein Thema, seither herrscht wieder
Funkstille. Gibt es wirklich ernsthafte Bestrebungen von
Kirchenleitungen, die Trennung zu überwinden? In der breiten
Öffentlichkeit ist davon nur wenig zu spüren. Umso mehr ist zu
begrüßen, dass namhafte Politiker, Künstler und weitere Prominente
die Einheit der Christen einfordern.
In ihrem Appell schwingt ein ungeduldiger Ton mit, und der ist
berechtigt. Die Unterzeichner wenden sich gegen eine resignative
Stimmung. Die Trennung von Protestanten und Katholiken, die ja viele
gemischtkonfessionelle Paare betrifft, wollen sie nicht als gegeben
hinnehmen. Und zu Recht verweisen sie darauf, dass wichtige
Kirchenjubiläen wie die Reformation und das Zweite Vatikanische
Konzil nur in ökumenischer Gesinnung begangen werden können. Daher
passt auch der Zeitpunkt für den Appell.
Zur Schwäche des Aufrufs gehört, dass er unpräzise bleibt.
Offenbar wollten die Unterzeichner nicht anecken. Dadurch kann es
aber sein, dass ihr Anliegen wirkungslos verpufft.
Zwar haben die Deutsche Bischofskonferenz und Evangelische Kirche
in Deutschland Recht, wenn sie betonen, dass theologische
Unterschiede nicht weggewischt werden können. Doch ein wenig mehr
Wohlwollen hätte der Appell gerade von den katholischen Bischöfen
schon verdient.
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