„Wer will schon ein Schnitzel aus der Retorte?“
– Aigner: Auch den Kampf gegen Hunger gewinnen wir nicht mit
Labor-Phantasien
Osnabrück.- Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU)
sieht wenig Akzeptanz für Hamburger oder Schnitzel aus der Retorte.
In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch)
äußerte sich Aigner skeptisch zu dem entsprechenden Forschungsprojekt
eines Medizinlabors der Universität Maastricht. „Es ist eine kühne
These, Kunstfleisch werde einen Beitrag leisten zur Sicherung der
Welternährung. Den Kampf gegen den Hunger gewinnen wir nicht mit
Labor-Phantasien, sondern nur mit gezielter und wirksamer
Entwicklungshilfe.“
Sie bevorzuge ein gutes Stück Fleisch herkömmlicher Art. Man
sollte Fleisch bewusst genießen, es müsse ja nicht jeden Tag sein,
meinte Aigner. Sie gehe davon aus, dass viele ähnlich dächten und
sehe daher große Fragezeichen, ob es für Retortenfleisch einen
Absatzmarkt gebe. Das auf 300 000 Euro taxierte Experiment nannte sie
„reine Zukunftsmusik“.
Mit Blick auf die industrielle Lebensmittelproduktion erklärte
Aigner, die Verbraucher hätten es in der Hand, ob sie dem Trend zu
Fertigprodukten folgten. „Ich will den Menschen nichts verbieten und
will ihnen auch nicht vorschreiben, was sie zu essen haben“, sagte
die CSU-Politikerin. Jeder müsse für sich entscheiden. Sie schaue
schon, dass sie möglichst oft frische Mahlzeiten zubereite. „Wer
selber kocht, kann Geld sparen, aber es kostet eben etwas Zeit“,
betonte Aigner. Sie halte auch nichts von Plänen der Grünen, Fleisch
bewusst teurer zu machen. „Strafsteuern wirken nicht, das zeigt ein
Blick ins Ausland. Auch limitierte Becher- oder Tütengrößen wären
reine Symbolpolitik“, betonte Aigner. Es sei auch nicht richtig, dass
Deutschland, wie von den Grünen behauptet , das Land der
Billigschnitzel sei. Laut dem europäischen Statistikamt Eurostat sei
Fleisch relativ teuer und liege im Preisniveau bei 128 Prozent des
EU-Durchschnittswertes.
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