Kriminalbeamte: Hunderte Morde bleiben
unentdeckt
Kritik an Leichenschau – Rechtsmediziner fordern mehr Obduktionen
Osnabrück.- Möglicherweise bleiben Hunderte Morde in Deutschland
Jahr für Jahr unentdeckt, weil Ärzte bei der Leichenschau Hinweise
auf Verbrechen übersehen. Das vermutet Ulf Küch, Niedersächsischer
Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, im Gespräch
mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Trotz Reformen der
vergangenen Jahre sei die Leichenschau eine „fahrlässige
Endkontrolle“, weil Mediziner nur ungenügend ausgebildet seien.
Im Zweifelsfall werde der Tote beispielsweise von einem Hautarzt
untersucht, „wenn der gerade Notdienst hat“, sagte Küch. Er forderte
eine „Professionalisierung des Meldesystems“, um Verbrechen
auszuschließen. Als Vorbild schwebt Küch das Coroner-Modell der USA
vor: ein behördlicher Leichenbeschauer, der jede Leiche begutachtet.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin hält das deutsche
System für ungenügend. Vorstandsmitglied Andreas Schmeling sagte der
Neuen OZ: „Es wird viel zu wenig obduziert in Deutschland.“
Vergiftungen, ein Schädelhirntrauma oder aber zertrümmerte Organe
seien nur bei einer sogenannten inneren Leichenschau zu entdecken.
Schmeling forderte, die Obduktionsquote in Deutschland zu erhöhen.
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