Das wars dann wohl mit Philipp Rösler. Auch in
Stuttgart hat er nicht geliefert. Spätestens nach der
Niedersachsen-Wahl dürfte seine Zeit als Parteichef zu Ende gehen.
Denn selbst wenn die FDP hier die Fünf-Prozent-Hürde noch mal
überspringen sollte, ändert das nichts am desolaten Gesamtbild der
Partei. Zwar haben die Liberalen auf dem Stuttgarter
Dreikönigstreffen nicht lauthals gejubelt, als
Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel sich anschickte, den
Königsmörder zu spielen, und eine neue Parteiführung forderte – doch
der lang anhaltende Beifall für den sich kämpferisch gebenden
Fraktionschef Rainer Brüderle und der kurze Pflichtapplaus für den
verkrampft und hilflos wirkenden Vorsitzenden spricht Bände. Röslers
Aufruf zur Geschlossenheit traf auf geschlossenenes Desinteresse. Die
FDP ist zum Intrigantenstadl verkommen – zum Club von Scheinheiligen,
der nun schicksalsergeben auf Brüderle hofft. Allerdings machen es
sich die Liberalen zu einfach, wenn sie all ihre Probleme auf Rösler
projizieren. Wer hat denn den bundespolitisch unerfahrenen Mann
gleich nach dem Wahlerfolg auf einen Ministerposten in Berlin
gehievt, wer hat ihn nach Westerwelles Sturz auch noch zum Parteichef
gemacht. Seine Grenzen waren erkennbar. Damals hofften viele Liberale
noch, vom frischen Charme und der Ehrlichkeit des Neulings zu
profitieren. Doch Rösler hat es nicht geschafft, im Amt an Statur zu
gewinnen. Im Gegenteil: Er vollzog den Schrumpfungsprozess der FDP in
rasantem Tempo mit und verstärkte ihn noch. Anstatt die Partei
thematisch breiter aufzustellen, mutierte er zum reinen
Wirtschaftsliberalen. Und landete damit dort, wo Brüderle schon immer
steht – und das Dilemma der FDP liegt. In dieser Verfassung braucht
diese Partei niemand.
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