Ick kann jar nich soville fressen, wie ick
kotzen möchte“, sagte der Maler Max Liebermann als am 30. Januar 1933
vor seinem Haus am Brandenburger Tor der Fackelzug der
Nationalsozialisten vorbeizog. Drastische Worte, die einem dieser
Tage wieder in den Sinn kommen, da erstes zaghaftes Licht in das
Dunkel der Verstrickungen von Geheimdiensten und der Neonazi-Szene
fällt. Nichts scheint mehr unmöglich und bislang für ein Hirngespinst
gehaltene Verdächte gewinnen Oberhand: deutsche
Verfassungsschutzbehörden und ihre Mitarbeiter könnten so viel
Einblick in die rechtsextreme und terroristische Szene gehabt haben,
dass sie der Mordserie des sogenannten Zwickauer Neonazi-Trios hätten
Einhalt gebieten können. Ebenso unfassbar ist der Verdacht, dass
einzelne Neonazi-Schlägertrupps und sogar NPD-Funktionäre mit
Staatsknete aufgepäppelt worden sein könnten. Wenn der Staat und
seine Diener versagen, ist der Souverän, also die Bürgerinnen und
Bürger dieses Landes, umso mehr gefordert. Denn die Würde des
Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist
Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. So steht es im Grundgesetz,
unwiderruflich. Dieses Zeichen muss nun die Zivilgesellschaft setzen.
In diesem besonderen Jahr. An Heiligabend, in Bielefeld und
vielerorts. Unmöglich der Gedanke, Neonazis die Straßen und Plätze zu
überlassen und in aller Seelenruhe die Weihnachtsgans zu
verschmausen. Damit genau dies nicht passiert, rufen die christlichen
Kirchen gemeinsam zur Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch auf.
Muslime tun das gleiche. Dieser Heilige Abend könnte anders werden
und ein Zeichen setzen für seine ursprüngliche Bedeutung. Weihnachten
ist ein Fest der Liebe und der Versöhnung. Diese frohe Botschaft gilt
es dem blanken Hass entgegenzusetzen, das Frieden werde.
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