Rheinische Post: Fehler in Teheran

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Wütende Demonstranten stürmen eine westliche Botschaft in Teheran,
verwüsten die Büros und hissen die Fahne der Islamischen Republik.
Das sind Bilder, die sofort an die Besetzung der amerikanischen
Vertretung im Iran 1979 und die folgende Geiselnahme von 52
US-Diplomaten erinnern, die erst nach 444 Tagen sowie einem
gescheiterten Befreiungsversuch der Amerikaner endete. Und dieser
Effekt ist natürlich gewollt. Wie schon vor 22 Jahren hat die
iranische Führung auch diesmal einen völkerrechtswidrigen Angriff auf
eine diplomatische Vertretung mindestens stillschweigend gedeckt. Die
Attacke auf die britische Botschaft ist die Drohgebärde eines
angeschlagenen Regimes. Offenbar trifft die jüngste Verschärfung der
Sanktionen, insbesondere die von den Briten verhängte Finanzblockade,
die Mullahs doch empfindlicher als erwartet. Der Preis, den der Iran
für sein umstrittenes Atomprogramm zu bezahlen hat, wird allmählich
schmerzhaft hoch. Gleichzeitig wankt mit dem Assad-Regime in Syrien
jetzt auch noch der einzige arabische Verbündete. Die Nerven in
Teheran liegen blank, und in dieser Situation begeht die iranische
Führung einen Fehler, der das Land nur noch weiter in die Sackgasse
manövriert: 2011 ist nicht 1979.

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