Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Bischöfe suchen neuen Vorsitzenden Topkandidaten BERNHARD HÄNEL

Gäbe es eine Stellenausschreibung für das Amt
des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, fänden sich unter
anderem folgende Erwartungen darin: zuerst natürlich Festigkeit im
Glauben und eine besondere Fähigkeit zu dessen Verkündigung. Doch das
Amt erfordert mehr: Dialogfähigkeit, Potenzial zum Zusammenführen
unterschiedlicher Positionen, geduldiges Zuhören, Bescheidenheit und
echte Liebe zu den Menschen. Erwartungen, die eigentlich jeder
Priester erfüllen sollte. Dass es daran selbst bei Menschen mit
höheren Weihen hapert, kann man aktuell im Bistum Limburg sehen. Und
so gilt es, auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, dass die 27 Bischöfe
und 50 Weihbischöfe eine gute Wahl treffen. Die Auswahl ist nicht
groß. Das Durchschnittsalter des Gremiums ist hoch, weshalb eine
stattliche Kandidatenanzahl nicht zu erwarten ist. Doch auf eine
Handvoll Purpur oder Violett tragender Bischöfe läuft das Amt zu.
Zwei davon zählen zu den Favoriten und bringen auch das Format mit,
das Amt auszufüllen. Da ist zunächst der Münchner Kardinal Reinhard
Marx. Ein Geseker Jung, wie man ihn in seinem früheren heimischen
Erzbistum Paderborn noch heute nennt. Er erfüllt zwar alle Kriterien
der Ausschreibung, doch wird er sich als Vorsitzender der
europäischen Bischofskonferenz zu Recht gegen zusätzliche Aufgaben
zur Wehr setzen. Der Zweite ist Rainer Maria Woelki. Schnell hat er
sich seit seiner Entsendung von Köln nach Berlin vom konservativen
Image seines früheren Chefs befreien können. In der Hauptstadt wird
er als liberaler Überraschungseffekt gefeiert. Er wäre eine kluge
Wahl. Er kann mit den Medien umgehen, pflegt gute Kontakte mit der
Politik und hat bewiesen, dass er theologisch nicht zu den
Engstirnigen zählt. Zudem ist sein Bistum so klein, dass Zeit bleiben
dürfte für das Spitzenamt.

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