Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Zahnarzthonorare
Politisches Spiel
PETER STUCKHARD

Studien sind in Deutschland zu beliebten
Instrumenten der politischen Kommunikation geworden, ob mit dem
Adelsmerkmal „wissenschaftlich“ versehen oder nicht. So auch die
Studie der privaten Krankenversicherung (PKV). Ihre Ergebnisse könnte
man knapp mit „Ach wirklich?“ kommentieren. Natürlich bekommt der
Zahnarzt vom Privatpatienten ein höheres Honorar als vom
Kassenpatienten. Ob die Zahlen nun statistisch sauber ermittelt
wurden, ist eher unerheblich. Es ist ein politisches Spiel, es geht
um die Erneuerung der amtlichen Gebührenordnung, mit der die
Bundesregierung die Preise für privat erbrachte Zahnarztleistungen
regelt. Die letzte stammt aus dem Jahr 1988. An den Grundpreisen hat
sich seither nichts geändert, von Fall zu Fall etwas am Einsatz des
sogenannten Steigerungsfaktors. Egal, die PKV hat das immer alles
akzeptiert, ja die Vorteile des Privatpatienten in ihren
Werbebotschaften herausgestellt – und schiebt jetzt die Zahnärzte in
die Raffke-Ecke. Die Studie lehrt in Wahrheit: Der PKV kommen Zweifel
an ihrem Geschäftsmodell. Sie bereitet, womöglich im Bunde mit der
Politik, den Boden dafür, die Gebührenordnung als verbindliche
Honorargrundlage aufzuweichen, sie zu öffnen. Sie möchte nämlich am
liebsten mit dem einzelnen Zahnarzt ihre Honorare verhandeln dürfen.

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