Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Der frühe Tod des Berliner Eisbären
Tschüss, Knut
THOMAS KLINGEBIEL

Die dramatische Entwicklung in Libyen stellte
auf einmal wieder die Katastrophe von Japan in den Schatten. Dann
wurde das Betroffenheits-Ranking erneut weltweit erschüttert: Knut
ist tot. Für die einen war Knut lediglich ein bemitleidenswerter
junger Eisbär. Ein armes Schwein mit weißem Pelz, das sein Dasein
unter fragwürdigen Haltungsbedingungen fristete und überdies den
willkürlichen Attacken dreier grantiger Eisbär-Rentnerinnen
ausgesetzt war. Ein als Goldesel missbrauchtes Lebewesen, das dem
Berliner Zoo ein Vermögen einbrachte. Viele sahen in Knut etwas
anderes. Sie sind seit dem plötzlichen Ableben des Berliner Bären
betroffen, schockiert. Sie weinen, legen am Bärenfelsen Rosen mit
Trauerflor und Briefe ab. Sie kondolieren zu Tausenden im Internet.
Tschüss, Knut. Vier Jahre hatte Knut sie zumindest für Momente alles
Schreckliche vergessen lassen. Unschuldig tapste das Bärenkind durch
eine ihm unbegreifliche Welt. Waren wir nicht alle ein wenig Knut?
Nun scheint sein früher Tod alles noch schrecklicher zu machen.
Heidi, das schielende Opossum in Leipzig, tritt ein schweres Erbe an.

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