Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Ergebnisse der Deutschen Bischofskonferenz
Glaubenskrise
MATTHIAS BUNGEROTH

Nein, das große Zeichen des Aufbruchs war die
Deutsche Bischofskonferenz in Paderborn nicht. Selbst die 69
teilnehmenden Kirchenoberhäupter äußerten sich mehr als
zurückhaltend, was die integrierende Wirkung ihres Kirchengipfels an
der Pader betrifft. Die Gräben zwischen den unterschiedlichen
geistigen Strömungen, die an der Entwicklung der römisch-katholischen
Kirche teilnehmen oder teilnehmen wollen, sind tiefer denn je.
Immerhin fällt die Analyse der Situation eines Teils der Bischöfe
mittlerweile recht schonungslos aus. Reinhard Kardinal Marx,
Erzbischof von München und Freising sagt, in der Beziehung zwischen
Kirche und Gesellschaft seien „Brüche, Verwerfungen, Veränderungen
eingetreten, die das Wort Krise rechtfertigen“. So geschehen in
seiner Predigt am Abschlusstag der Konferenz. Das von der Konferenz
verabschiedete Abschlusspapier stellt fest, dass die Kirche nicht
zuletzt deshalb immer die Bereitschaft zur Umkehr sowie zur inneren
und äußeren Reform haben müsse. In ihrem Wort an die Gemeinden laden
die Bischöfe die Basis nun zu einem Dialog über die Weiterentwicklung
der Kirche ein. Zahlreiche Themenfelder werden umrissen, so der
pastorale Notstand, die kirchliche Anerkennung neuer Lebensformen
oder Forderungen nach mehr Mitbestimmung. All dies soll nach Meinung
der Bischöfe innerhalb der bestehenden Gremien in den Bistümern
diskutiert werden. Mut, auch unbequeme Gesprächspartner in den
Reformprozess einzubeziehen, sucht man vergeblich. Ob ein solcher
Dialog den Aufbruch in ein neues Kirchenzeitalter anstoßen kann, der
die Menschen in ihren aktuellen Lebenssituationen abholt, scheint
mehr als fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass sich die Glaubenskrise
immer größerer Kreise der Bevölkerung noch intensiviert. Und die
Bischöfe schauen zu.

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