Es sollte ein salomonisches Urteil sein, mit dem
François Hollande es allen recht machen wollte. Auf die seit einer
Woche immer höher schlagenden Wellen der Empörung über die
überfallartige Abschiebung eines gut integrierten Roma-Mädchens in
den Kosovo reagierte der Staatspräsident gewunden. Er bezeichnete die
Abschiebung von Leonarda Dibrani und ihrer gesamten Familie zwar als
gesetzeskonform, bot der Schülerin aber gleichzeitig die Rückkehr
nach Frankreich an. Allerdings nur bis zum Ende ihrer Ausbildung
sowie ohne ihre Eltern und ihre fünf Geschwister. Hollande goss bei
seinem Versuch, das Feuer auszutreten, lediglich Öl in die Flammen.
Die Opposition geißelte seine Entscheidung sofort als Rechtsbruch,
selbst die Führung seiner sozialistischen Regierungspartei ging auf
Distanz. Bei der Ausweisung Leonardas hätte es die Polizei an
Augenmaß fehlen lassen, räumte Hollande ein. Doch dass diese Zusage
die aufgewühlten Gemüter beruhigt, ist höchst unwahrscheinlich. Zumal
der Präsident deutlich machte, dass er an der harten Linie gegen
illegale Einwanderer festzuhalten gedenkt.
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