Die Welt wäre ein besserer Platz, wenn man
schönen Worten Glauben schenken könnte. Wenn man etwa die
Selbstverpflichtung der Dax-Unternehmen, künftig mehr weibliche
Führungskräfte einzustellen, für bare Münze nehmen könnte. Aber die
selbstgesteckten Ziele der Großkonzerne sind keineswegs so kühn, wie
es die Familienministerin Kristina Schröder gerne interpretiert haben
wollte. Dass etliche Konzerne ihre Ziele gleich für den gesamten
Globus und nicht speziell für Deutschland formulierten, lässt auf
kreative Verrechnungsmodelle schließen. Den Finger in diese Wunde hat
Ursula von der Leyen gelegt, die ihrer Parteifreundin und
Kabinettskollegin Kristina Schröder bei der Präsentation der
Selbstverpflichtungen unverblümt die Show stahl. Man kann Ursula von
der Leyen für nervig und eitel halten, aber eines ist sie gewiss
nicht: naiv. Dass die vergangenen zehn Jahre Selbstverpflichtung der
Dax-Unternehmen den Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten um
gerade mal 1,2 Prozent erhöht haben, lässt für Zukunftshoffnungen
wenig Raum. Kristina Schröder glaubt trotzdem, dass nun jährliche
Rechenschaftsberichte und öffentlicher Druck die Wende bringen
werden. Aber wer soll den Druck dauerhaft aufrechterhalten? Bei uns
wird gegen Bahnhöfe und Flughäfen demonstriert und auch gegen die
Banken, aber für mehr Frauen in Führungsetagen geht niemand auf die
Straße. Das ist ein klassisches Feld, auf dem die Politik Zähne
zeigen müsste. Ursula von der Leyen hat das verstanden. Kristina
Schröder will sich gegen die übermächtige Kollegin von der Leyen
abgrenzen – was psychologisch vielleicht verständlich ist. Aber der
Sache dient es nicht. Und Justizministerin Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger sagt wie so oft wieder einmal „nein“. Die
Dax-Konzerne können sich beruhigt zurücklehnen.
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