Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Offenbar weiterer US-Spion in Berlin Kollateralschäden Dirk Hautkapp, Washington

Für US-Präsident Barack Obama wird die Sache
immer peinlicher. Erst lässt ihn sein eigener Geheimdienst CIA ins
offene Messer laufen: Vor dem Telefonat mit Kanzlerin Merkel letzte
Woche wurde der Präsident nicht über den aufgeflogenen US-Maulwurf im
Bundesnachrichtendienst gebrieft. Und jetzt droht mit der
Untersuchung eines zweiten akuten Spionageverdachts, diesmal im
Berliner Verteidigungsministerium, noch größeres Unheil für die
ohnehin gebeutelten deutsch-amerikanischen Beziehungen. Obama, dieser
Eindruck setzt sich zusehends fest, hat die Geheimdienste nicht im
Griff. Mag der Präsident seit dem Höhepunkt der Snowden-Affäre
(Merkels „Handygate“) auch für eine gewisse Rücksichtnahme gegenüber
Verbündeten plädieren – der pro Jahr fast 50 Milliarden Dollar
verschlingende Geheimdienstapparat führt offensichtlich ein
geduldetes Eigenleben. Obama, der antrat, um das zerrüttete
Verhältnis Amerikas mit der Welt zu reparieren, hat offenbar keine
Antennen für die langfristigen Kollateralschäden der von
Allmachtsstreben geprägten Überwachungsdoktrin, in der Amerika seit
dem 11. September 2001 sein Heil sucht. Andernfalls würde man dem
Aufflammen des Antiamerikanismus in Deutschland, ausgelöst durch die
Causa Snowden, mit Verstand begegnen. Und nicht bloß mit leeren
Beschwichtigungsformeln.

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