Schritt für Schritt haben sich die Grünen auf
eine alleinige Spitzenkandidatur von Jürgen Trittin zubewegt, auch
wenn sich Trittin selbst offen zu seinen Ambitionen nicht geäußert
hat. Sogar einige prominente Frauen aus dem Realo-Lager machen sich
für seine Alleinkandidatur stark. Das ist unverständlich und erinnert
an ein x-beliebiges Dax-Unternehmen: Wenn es ernst wird und die
spannenden Jobs zu vergeben sind, ist der Mann gefragt, und die
Frauen können sehen, wo sie bleiben. Nur sind die Grünen kein
Dax-Unternehmen, sondern eine Partei, die die Gleichberechtigung von
Mann und Frau auf ihre Fahnen geschrieben hat. Zum Glück hat sich
Parteichefin Claudia Roth noch Reflexe aus der Gründungszeit der
Grünen bewahrt. Schon bei Joschka Fischer war es nicht einzusehen,
wieso das Prinzip der Doppelspitze einfach so durchbrochen wurde.
Warum jetzt auf einmal wieder ein Mann alleine antreten soll, ist
nicht nachvollziehbar. In einer Zeit, wo der Kampf um die Frauenquote
bis weit hinein ins Unionslager Unterstützung findet, wollen die
Grünen auf einmal ihre Wurzeln kappen. In Berlin haben manche
Grünen-Wähler die Piraten vorgezogen, weil ihnen die eigene Partei zu
spießig erschien. Eine männliche Einzelspitze würde das Spießer-Image
weiter befördern.
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