Dass Russlands Regierungschef Wladimir Putin mit
dem deutschen Einheitspreis Quadriga ausgezeichnet werden soll – für
seine Verdienste um die deutsch-russischen Beziehungen -, darf man
kritisieren. Man kann und soll auf demokratische Defizite in Russland
hinweisen; und man liegt wohl nicht falsch mit der Annahme, dass der
Preis Russlands alten und womöglich neuen Präsidenten und Herrn über
Erdgas und Erdöl bei Laune halten soll. Manche jetzt geäußerte
politische Empörung klingt da ziemlich scheinheilig.
Der Chefredakteur des Berliner »Tagesspiegels« schoss gestern in
einem Rundfunkkommentar eine scharfe Breitseite gegen Putin und seine
deutschen Preisverleiher. Dabei bedachte er Putin in kurzer Folge
dreimal mit NS-Vergleichen: Er sorge für innere Stabilität wie
seinerzeit Hitler, er sei der Grödaz (Größter Demokrat aller Zeiten),
Russlands Polizei arbeite mit Gestapo-Methoden. Wir erleben ja in
diesen Wochen am Beispiel der Linkspartei eine intensive
gesellschaftliche Debatte über politische Verantwortung, die aus
deutscher Geschichte erwächst. Am Beispiel des »Tagesspiegels« lässt
sich ergänzen: 27 Millionen Sowjetbürger, vor allem Russen, verloren
im von Deutschland entfesselten zweiten Weltkrieg ihr Leben. Auch da
hat Deutschland bis heute eine Verantwortung.
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