Neues Deutschland: Drohende Altersarmut: Merkwürdig

Wenn es stimmt, dass eine sinkende Rente
Altersarmut schafft, dass die sogenannte Flexibilität am Arbeitsmarkt
Niedriglöhne und Lohndumping zur Folge hat, dass gebrochene
Arbeitslebensläufe eine niedrige Rente erwarten lassen, wenn es
außerdem so ist, dass die Riester-Rente für Menschen ohne ein
ordentliches Einkommen keinen Ausgleich schafft – wenn all das
zutrifft, wieso ist es von den großen und halbgroßen Koalitionen im
Bundestag trotzdem durchgesetzt worden? Wenn man annimmt, dass in
diesen Parteien nicht nur bekannt ist, dass immer weniger produktiv
Beschäftigte einer immer größeren Zahl von Rentnern gegenüberstehen,
sondern auch, dass diese geringere Zahl Beschäftigter zugleich immer
mehr Güter produziert und immer größere Reichtümer schafft, dass es
also nicht stimmt, dass eine Verarmung der alternden Gesellschaft
unausweichlich ist – warum ist nicht versucht worden, sie zu
verhindern? Wenn es stimmt, dass all diese Fragen schon zu Zeiten der
rot-grünen Regierungskoalition gestellt wurden, die den ersten großen
Schnitt in die gesetzliche Rentenversicherung tat – es gab Stimmen,
die genau diese Folgen beschrieben -, wieso klagen die Parteien der
großen und halbgroßen Koalitionen jetzt über die Folgen ihres Tuns,
als ob diese nicht abzusehen gewesen wären? Vielleicht deshalb: Wenn
sie ihre Sorgen über die künftigen Armen jetzt mit den Missständen
begründen, die sie selbst geschaffen haben, gehen sie ein Risiko ein.
In der immer älter werdenden Gesellschaft wird ihnen irgendwann
keiner noch irgendetwas glauben.

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