Pete Seeger schrieb und sang zehn Jahre nach dem
letzten weltweiten Brand ein Lied, das seinen Ursprung im
Ukrainischen hat: »Where Have All The Flowers Gone«. Man hört es
seither in vielen Sprachen. Joan Baez sang es ebenso wie Bob Dylan,
Marlene Dietrich ging damit auf Welttourneen. Als in Europa noch
Hunderttausende allösterlich zu Friedensmärschen aufbrachen, wurde es
zu einer Hymne. In dem Lied über Mädchen, die Blumen für Männer
pflücken, die in den Krieg müssen, heißt es: »Sag, wo die Soldaten
sind, über Gräbern weht der Wind … Wann wird man je verstehen?«
Seien wir total verwegen und stellen uns vor, dieses Lied wird am
Mittwoch in Hannover gespielt, wenn die Verteidigungsministerin eine
Kaserne nach einem jungen Hauptfeldwebel der Bundeswehr benennt, der
in Afghanistan durch eine Bombe umgebracht wurde. Absurd? Ja, leider.
Denn der offensichtliche Widerspruch zwischen Lied und militärischem
Appell würde zumindest signalisieren, dass die, die für das Töten und
Sterben von Soldaten und noch mehr Zivilisten Verantwortung tragen,
verstehen wollen.
Kriege haben mannigfache Ursachen. Sie lassen sich nicht durch
Transparente oder Dekrete abschaffen. Die globale Bundeswehr will
künftig Traditionen aus sich selbst heraus bestimmen. Das ist allemal
besser, als Wehrmachtshelden anzuhimmeln. Doch jungen Menschen
»Gefallene« zum Vorbild zu machen, ist nicht der Weg, um für Frieden
zu werben. So bleibt alles beim Alten. Und bei schmissiger
Marschmusik.
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