neues deutschland:Ökonom Joachim Bischoff: „Es wird immer wieder Verwerfungen geben“

Der Hamburger Ökonom Joachim Bischoff warnt
anlässlich des fünften Jahrestages der Lehman-Brothers-Pleite am 15.
September vor aktuellen Krisen im Weltfinanzsystem. Im Interview mit
der Tageszeitung „neues deutschland“ (Samstagausgabe) bezeichnete er
die durch die Weltwirtschaftskrise hervorgerufenen Gefahren als „noch
nicht beseitigt“. Zwar habe sich der Krisenzustand „deutlich
entschärft“. Doch habe sich „in allen kapitalistischen Hauptländern
die Realökonomie noch keineswegs wieder so weit erholt, dass zu einem
normalen Akkumulationsrhythmus zurückgekehrt werden konnte“. Bischoff
sieht die Ursache hierfür vor allem in der „noch immer existierenden
Spannung zwischen einem zu großen Finanzsektor und der Realökonomie“.
Zur Lösung müsse das Überangebot an Kapital durch eine
„nachfrageorientierte Förderungspolitik“ reduziert werden. Gänzlich
falsch sei die derzeitige Spar- oder Austeritätspolitik, weil sie die
Spannungen noch weiter verschärften. Des Weiteren müsse die Soziale
Ungleichheit als wirkliche Ursache berücksichtigt und eine
Verschärfung der Verteilungsrelation verhindert werden. Bischoff
schloss auch eine mögliche Wiederholung der Asienkrise von 1997/98
nicht aus.

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