Die Kanzlerin wird nicht müde, Aufklärung über die
Verbrechen, Hintergründe und Hintermänner des NSU-Mördertrios zu
versprechen. Doch in diversen Untersuchungsausschüssen schieben
Politiker, Verfassungsschützer und Mitarbeiter diverser anderer
Dienste und Ämter seit Monaten die Verantwortung hin und her – emsig
um das eigene berufliche oder politische »Überleben« bemüht. Und die
Angehörigen der Opfer, die Schlamperei, Inkompetenz, mangelnde
Sensibilität oder absichtliches Weggucken tatsächlich mit ihrem Leben
bezahlt haben, verlieren Tag um Tag ein bisschen mehr Vertrauen – in
den Rechtsstaat, die Demokratie und die Gerechtigkeit. Trotz
Gedenkstein und Platzumbenennung in Dortmund und Kassel, so
überfällig wenigstens diese posthume Ehrung ist, sind sie letztlich
allein mit ihrem Schmerz, ohnmächtig den langsam mahlenden Mühlen
ausgesetzt, verhöhnt durch immer neue ans Licht kommende »Pannen« –
und vor allem ohne Aussicht, dass derlei mörderische Umtriebe nicht
wieder passieren.
Sie passieren schließlich beinahe alle Tage. Nachrichten über
Überfälle auf Andersaussehende und Andersdenkende haben keinen
Seltenheitswert. Hier die zerbrochenen Scheiben eines
Abgeordnetenbüros, dort eine geschändete Gedenkstätte; mal sind
Asylbewerber, mal KZ-Überlebende Zielscheiben für Neonazis. Und sage
keiner, dass die sich nicht durch die Art, wie in der Bundesrepublik
rassistische Verbrechen »aufgeklärt« oder ganz und gar Verbote in den
Sand gesetzt werden, geradezu ermuntert fühlen können.
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