Innenminister Friedrich kann man vermutlich vieles
zuschreiben – politisches Fingerspitzengefühl wohl nicht. Nach seinen
Einlassungen, der Islam gehöre historisch gesehen nicht zu
Deutschland, hat er mit seinem Vorstoß für eine
„Sicherheitspartnerschaft“ die Teilnehmer der Islamkonferenz vor den
Kopf gestoßen. Vertrauensbildend war diese erste Begegnung nicht.
Doch gegenseitiges Vertrauen ist die Basis der Islamkonferenz. Mit
einer Politik der Worte soll sie Grundlagen für die Integration von
Muslimen in Deutschland schaffen. Das geht nicht schnell, da die
Beteiligten nur reden, nicht aber entscheiden können, und es braucht
die Bereitschaft beider Seiten, auf Bedenken des anderen einzugehen.
An Überzeugungsarbeit führt kein Weg vorbei. Mehrheitsgesellschaft
und Minderheiten müssen ein gedeihliches Miteinander finden. Das geht
nicht, ohne zu sprechen: über Religion und ihre Vermittlung in
Schulen und Universitäten, über Perspektiven für Junge, die Rolle der
Frauen – und über Gewalt und Extremismus. Nur ein offener Austausch
über alle wichtigen Fragen des Lebens kann Misstrauen abbauen. Doch
je schwieriger die Themen sind, desto mehr Respekt braucht es. Will
der neue Innenminister die Islamkonferenz nicht sprengen, muss er
dazulernen. Eine Auflösung der Gesprächsrunde oder deren Boykott wäre
ein Debakel. Es beschleunigte den Rückschritt in die
vorurteilsreiche, alte Sprachlosigkeit.
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Lothar Tolks
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