Für den Sozialwissenschaftler Phillip Becher
grenzen die Feierlichkeiten zur Erinnerung an die Befreiung vom
Faschismus vor 70 Jahren an eine Selbstinszenierung. „Das
staatstragende Element der Gedenken gehört grundsätzlich
zurückgedrängt – vor allem in Deutschland“, schreibt er in einem
Gastbeitrag für die in Berlin erscheinende Tageszeitung „neues
deutschland“ (Mittwochausgabe). Kein Staat sei weniger berufen, sich
selbst gleich mit zu feiern als die Bundesrepublik Deutschland. Der
Kritik des Geschäftsführers der Stiftung niedersächsische
Gedenkstätten, Jens-Christian Wagner, viele Gedenkfeiern beförderten
einen „Betroffenheitskitsch“, schloss sich der Wissenschaftler der
Universität Siegen an. „In Zeiten, in denen die Erinnerung an den
antifaschistischen, vor allem linken Widerstand verblasst, ist es
positiv, wenn sich ein Historiker an verantwortlicher Stelle von
–hohlen Pathosformeln– distanziert und nicht den Politikern, sondern
den Zeitzeugen den ihnen gebührenden Platz einräumen will.“
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