neues deutschland: SPD schleimt sich ran¶

Sogar unbeliebter als Guido Westerwelle, der in der
Versenkung verschwundene liberale Außenminister. Kanzlerkandidat Peer
Steinbrück, seine Sozialdemokraten und der grüne
Wunschkoalitionspartner müssen derzeit viel aushalten. Sämtliche
inhaltliche Vorstöße der SPD lösten sich im medialen Feuer um
Steinbrück in Rauch auf. Besserung? Nicht in Sicht. Im Angesicht der
fehlenden eigenen Stärke: warum nicht versuchen, die Schwäche der
anderen als Rettungsanker zu nutzen? Die schwarz-gelbe Erfolgsliste
jedenfalls ist um einiges kürzer als die der an internen Streitig-
und Eitelkeiten gescheiterten Vorhaben. Neuester Eintrag: die
Zuschussrente. Die Chance, mag SPD-Chef Sigmar Gabriel gedacht haben,
um sich abseits der Steinbrück-Pannen ins Gespräch und als
regierungsfähige Alternative in Stellung zu bringen. Flugs bietet er
einen »nationalen Rentenkonsens« an. Das Signal: Mit der SPD würde es
keinen Stillstand geben. Nur, das Ganze sieht nach Angeschleime aus,
nach großer Koalition. Wollte die SPD aber nicht eigentlich für einen
Politikwechsel kämpfen – mit den Grünen? Die halten bislang still und
sehen auffällig gelassen über den sozialdemokratischen
Wahlkampftotalausfall hinweg, um ihren möglichen Koalitionspartner
nicht noch weiter in Bedrängnis zu bringen. Fragt sich wie lange
noch, wenn sich die SPD so offensichtlich in die Arme der CDU wirft,
um nach der Wahl mitregieren zu dürfen. Das will die Ökopartei auch –
und Schwarz-Grün ist kein Ding der Unmöglichkeit.

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